Saterfriesisches Wörterbuch
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ou

1. abgetrennt, losgelöst: die Knoop is ou : der Knopf ist abgetrennt. 2. müde, schlapp: iek bän fon ju Oarbaid heel ou : ich bin von der Arbeit ganz müde. 3. entfernt, ab: 3.1 hie is deerfon ou as n Poage fon n Stäit : er ist so weit davon entfernt wie ein Frosch von einem Schwanz. 3.2 fon ou : bei Weitem; mit Abstand: ju is fon ou ju bääste Spielerinne : sie ist bei Weitem die beste Spielerin. 4. (im Spiel) aus: du bääst ou : du bist aus. 5. (Kleidungsstück) verschlissen: min Jikkel is ou : meine Jacke ist verschlissen.

Hau ou!

Ausruf, um einen Hund fortzujagen.

konne + ou + Infinitiv

1. etwas mit Erfolg vollziehen; irgendeine Tätigkeit ohne Unterbrechung zu Ende bringen: 1.1 dät Antje Wais koast du wäil/wül oulope : dieses Stück Weges kannst du wohl zurücklegen. 1.2 iek kon aal do Jeeldstukke nit outälle : ich kann all die Münzen nicht zu Ende zählen.

ou un tou

ab und zu; gelegentlich, manchmal.

oustríeuwje iek stríeuwje/striedje ou, du stríeuwest/stridst ou, hie/ju stríeuwet/stridt ou, wie stríeuwje/striedje ou; stríeuwede/striedede/ streed ou, stríeuweden/striededen/streden ou; oustríeuwed / oustrieded; oustríeden; stríeuwe/ striede ou! stríeuwjet/striedjet ou!

abstreiten, ableugnen. [Die Formen von oustríeuwje und oustriedje geraten durcheinander: afrs./aengl. strivia, strifian neben stridija oder striede]

ap

1. auf; in die Höhe: 1.1 ap un deel : 1.1.1 auf und ab. 1.1.2 auf und nieder. 1.1.3 hin und her. 1.2 ap un deel plougje : den Acker hin und zurück pflügen. 1.3 hie kon noch ap un deel : er ist für sein Alter noch gelenkig. 1.4 ju kon nit ap un deel : sie kann weder stehen noch sitzen. 2. auf und ab: ap un ou : 2.1 mäd sien Moanske gungt et ap un ou : der Gesundheitszustand seiner Frau schwankt. 2.2 dät Weder gungt ap un ou : das Wetter ist wechselhaft.

ap

1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dän Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krigst du aaltied wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjúur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dän eerste(n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dän Húusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesúundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbíerig (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dän hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stíerven : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dän Komer ap t ruugste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuvvelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Púund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenbúrig an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Húunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dän Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo fúren ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.

Kwant, -e, die

1. leichtsinniger Mensch; Windbeutel. 2. lustiger, munterer, sorgloser junger Mann. Kwanten, do : scherzhaft für große Füße oder Schuhe: nim dien Kwanten fon dän Disk ou! : nimm deine Füße vom Tisch herunter!

oulikje

1. ablecken: 1.1 dät is n oulikked Buutje : das ist eine Dame mit leichtem Lebenswandel. 1.2 hie lät as n oulikked Buutje : er ist aalglatt, versucht sich aus jeglicher Verantwortung herauszuwinden. 1.3 iek häbe mie do Fingere deerätter oulikked : ich war sehr begierig darauf. 2. sauber lecken: 2.1 hie is so kuntoabel, as wan hie oulikked wuden is : er ist so adrett, als wenn er abgeleckt worden wäre. 2 . 2 die litje Húund likkede dän Näp ou : der kleine Hund leckte den Napf sauber.

Äändje, -s, dät

kurze Strecke: dät Skäin is n Äändje fon hier ou: die Scheune ist eine kurze Strecke von hier entfernt.

äärm

1. arm: 1.1 hie rakt fúul an do Äärme ou : er gibt viel an die Armen ab. 1.2 wan man dän Dood koopje kude, dan stoorven bloot do Äärme : wenn man den Tod kaufen könnte, dann stürben nur die Armen.

Balen, dät

1. Aussprache, Mundart; Stimme, Redeweise: 1.1 du koast an sien Balen here, dät hie n Städjer is: man kann an seiner Aussprache hören, dass er ein Städter ist. 2. Reden, Diskussion: dät waas neen Balen wäid: das war nicht der Diskussion wert. 3. Gerede: iek kon hiere Balen nit ou: ich kann ihr Gerede nicht ertragen.

biesiede

1. beiseite; an die Seite; zur Seite: 1.1 hie is gau biesiede sproangen : er ist schnell zur Seite gesprungen. 1.2 hie look mie biesiede : er zog mich zur Seite. 1.3 biesiede ou : abseits: jo studen biesiede ou : sie standen abseits. 1.4 biesiede uut : seitwärts.

Blääd (a) , do Blede, dät

1. Briefbogen, Papierbogen: dät Blääd umetrale : die Meinung, die Gesinnung ändern. 2. Zeitung: du koast nit alles leeuwe, wät in t Blääd stoant : du kannst nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. 3. eiserner Vorderteil einer Schaufel oder eines Spatens: wan du dän tjukke Steen mäd dän litje Spoade hoog tou tillen fersäkst, dan bräkst du mie dät Blääd ou : wenn du versuchst, den großen Stein mit dem kleinen Spaten anzuheben, dann brichst du mir das Blatt ab. 4. Kandidatenliste: hie stoant mee ap t Blääd : er steht mit auf der Kandidatenliste.

Boangmoakeräi , ju

versuchte Einschüchterung, Ängstigung: sien Boangmoakeräi hoaldt mie deer nit fon ou : seine Einschüchterungsversuche halten mich nicht davon ab.

Breek, do Breke, die

1. Bruch, schadhafte oder verschlissene Stelle; Bruchstelle: deer is naan Slíet of Breek oane: der Gegenstand ist völlig intakt, ganz neu. 2. Brandung: wie späilden dät Sound in dän Breek ou: wir spülten den Sand in der Brandung ab.

brokkelje

1. bröckeln: 1.1 die Steen brokkelt so sinnig ou : der Stein bröckelt so langsam ab. 1.2 et brokkelt : es fällt etwas Schnee.

Bupperläst, -e, ju

Last oben auf einem Fahrzeug oder einem Schiff: deer is tou fúul Bupperläst ap dän Woain; dät Ho faalt die deer boalde ou: der Wagen ist kopflastig; das Heu fällt dir da bald ab.

Drüke, -n, ju

1. alte, altmodische Frau. 2. alte Jungfer; Frau über 28: dät is so n oolde Drüke; ju krigt ook naan Käärdel moor ou: das ist eine alte Jungfer; sie bekommt keinen Mann mehr ab.

Eende, -n, dät/die

1. Ende, Schluss; Endpunkt: 1.1 ap n Eend moakje : beendigen. 1.2 iek bän mäd mien Jeeld an t Eende : ich habe mein Geld aufgebraucht. 1.3 sik n epenen Eende hoolde : sich ein Hintertürchen offenhalten. 1.4 dät nimt naan gouden Eende : das geht nicht gut aus. 1.5 dät gungt mäd him tou Eende : er wird bald sterben. 1.6 ap Eende : am Ende; endlich. 1.7 skäärp Eende, stump Eende : die Schlagund Schneideflächen des Beils. 1.8 bie dän Eende kriege : mit etwas (häufig Fragwürdigem) anfangen: 1.8.1 hie häd dät Supen al wier bie dän Eende: er hat mit dem Saufen wieder angefangen. 1.9 tou Eende gunge: zu Ende gehen. 1.10 tou Eende kiekje: (Film, Theaterstück) zu Ende sehen. 1.11 tou Eende moakje, brange: vollführen, vollziehen, beendigen. 1.12 dät nimt n läipen Eende: das wird nicht gut ausgehen. 1.13 toun Eende: zuletzt, schließlich. 1.14 wie mouten mäd dusse Seke tou Eende kume: wir müssen mit dieser Angelegenheit zu Ende kommen, einen Entschluss fassen. 1.15 tou Eende gunge: zur Neige gehen; bald aufgebraucht werden. 2. Entfernung, Wegstrecke; Stück Weges: dät is n helen Eende tou lopen ätter Skäddel wai : das ist ein langer Fußmarsch nach Scharrel. n doden Eende : Sackgasse. 2.3 dät is bloot n litjen Eende: das ist nur eine kurze Entfernung, nicht weit. 2.4 iek lope n Eende mee: ich laufe ein Stück Weges mit. 2.5 (Entfernung von der Straße) eine Strecke von ca. 100 Meter: hie woont n Eende fon ju Sträite ou: er wohnt ca. 100 Meter von der Straße entfernt. 2.6 dät is n gouden Eende fon Tjotern ätter Ait wai: es ist eine ganze Strecke von Detern nach Friesoythe. 3. Stück, Teilstück: 3.1 n Eende Wust: ein Stück Wurst. 3.2 an t loangste Eende luke : im Vorteil sein; die Oberhand behalten. 3.3 dät tjukke Eende kumt deer bäätien : die unangenehme Überraschung kommt trotz des vermeintlichen Erfolges nach. 3.4 hie häd dän loangste(n) Eende Brood ape : er ist ganz herunter, dem Tode nahe. 3.5 die bäterste Eende fon dät Búrenhúus : der Hinterteil des Bauernhauses. 4. Ziel: hie is an t Eende nit ankemen : er hat sein Ziel nicht erreicht.

Enigaid, ju

1. Einheit, Verbundenheit; innere Zusammengehörigkeit: ju Enigaid unner do Fräizen in Seelterlound honget fon ju seelter Sproake ou : die Einheit unter den Friesen im Saterland hängt von der saterfriesischen Sprache ab. 2. Einigkeit, das Einigsein: do Sustere un Brúre kanne neen Enigaid unnereenuur : die Geschwister kennen keine Einigkeit untereinander. 3. Einsamkeit, Alleinsein: 3.1 dät häbe iek ap mien Enigaid däin : das habe ich allein, aus eigenem Antrieb, in Einzelentscheidung getan. 3.2 iek toachte ap mien Enigaid, dät so wät nit múgelk waas : ich dachte bei mir selbst, dass so etwas nicht möglich wäre.

ferblieuwe

1. verbleiben. 2. bleiben. 3. übrig bleiben: deer ferblieuwe uus bloot noch fjauer Rieksdoalere : es verbleiben uns nur noch vier Reichstaler. 4. die Meinung oder den Standpunkt hartnäckig vertreten: hie gungt deer nit fon ou; hie ferblift deerbie : er ändert seine Meinung nicht; er bleibt dabei.

gjuchts

1. rechts: 1.1 gjuchts ou : rechts ab. gjuchts ume : rechts herum.

gliek(e)

1. gleich: 1.1 do bee sunt gliek oold : die beiden sind gleichaltrig. 1.2 dät konnen do glieke Woude weze, man ju Bitjudenge honget deerfon ou, wäl ze kwädt : das können die gleichen Worte sein, aber es hängt davon ab, wer sie sagt. do Struke sunt aal gliek : die Sträucher haben alle die gleiche Form, sind gleichförmig. 1.4 do bee Bäidene sunt gliek groot: die beiden Kinder sind gleich groß. 1.5 juust gliek: ganz gleich, egal: 1.5.1 dät is uus juust gliek, of ju kumt of nit : das ist uns egal, ob sie kommt oder nicht. 1.6 tou glieker Tied : gleichzeitig. 1.7 jo sunt alle bee glieke stäärk : sie sind alle beide gleich stark. 1.8 gliek blieuwend : gleichmäßig, gleich bleibend. 1.9 ook ju Skoule kon nit alle Bäidene gliekmoakje : auch die Schule kann nicht alle Kinder gleichmachen. 1.10 gliek stounde : gleichauf stehen (bei Wettstreiten). 2. eben, flach: dät Lound is allerwegense gliek : das Land ist überall eben. 3. parallel: dusse bee Wege lope gliek ieuwenskenuur/juuneenuur : diese beiden Wege laufen parallel zueinander.

Göitjen, dät

1. Kleidung, Kleider: 1.1 dät hele Göitjen lait deer noch: die ganze Kleidung liegt da noch. 1.2 bie so n smerige Oarbaid koast du neen goud Göitjen ounhäbe : bei einer so dreckigen Arbeit kannst du keine guten Kleider tragen . 2. Textilien, Stoff, Meterwaren: wie mouten n Masse Göitjen koopje: wir müssen eine Menge Stoff kaufen. 3. Wäsche: dät Göitjen an de Wäskeliene is noch nit druug: die Wäsche an der Leine ist noch nicht trocken. 4. Gesindel, Pöbel, Kroppzeug: wieruum rakst du die mäd suk Göitjen ou? : warum gibst du dich mit solchem Gesindel ab? 5. ungezogene Kinder, Blagen: 5.1 iek wol dät Göitjen nit hier in Húus häbe : ich will die Blagen nicht hier im Hause haben. 5.2 dät Göitjen mout n Loage ap t Fäl häbe : die Blagen müssen eine Tracht Prügel haben. 6. Vieh: dät Göitjen skäl mäiden fon de Wede ou un up dän Staal kume : das Vieh soll morgen von der Weide weg und aufgestallt werden. 7. Medizin: dät Göitjen kon iek nit andeelkriege : die Medizin kann ich nicht herunterkriegen. 8. Jugendliche; unverheiratete junge Menschen: dät junge Göitjen is noch nit druug bäte do Ore : die jungen Leute sind noch nicht trocken hinter den Ohren, haben noch keine richtige Lebenserfahrung. 9. kleine Kinder: dät kute Göitjen mout eerst an de Siede : die kleinen Kinder müssen erst ins Bett. 10. foar n Päie bruukst du nit so fúul Göitjen : für einen Unterrock braucht man nicht so viel Stoff.